Nachdem wir einige intensive Spanischunterrichtswochen hinter uns hatten und gemeinsam mit unserem Sprachlehrer die Geschichte vom kleinen Käfer Kribbel auf Spanisch übersetzt hatten, trauten wir uns zu, unser erstes colored footprint Projekt in Südamerika durchzuführen. Wir entschieden uns, dass unser erstes colored footprint Projekt in der Stadt Medellin, noch mit Unterstützung unseres Sprachlehrers Gustavo stattfinden sollte. Wir fanden durch Kontakte eine Schule, die sich über den Besuch unseres Projekts freute. Die Schule „Fé y Alegria, Luis Amigó liegt in Boravia, einem von der ärmeren Bevölkerung Medellins bewohnten Nachbarschaft.

Nachdem wir uns mit unserem Sprachlehrer durch die kleinsten Gassen der medelliner Nachbarschaft durchgefragt hatten, fanden wir die entsprechende Schule. Ganz anders im Vergleich zu den afrikanischen aber auch zu unseren europäischen Schulen fanden wir hier eine Schule vor, die von einer großen Mauer umgeben ist. Innerhalb dieser Mauer befindet sich sowohl das zweistöckige Schulgebäude als auch in dessen Mitte der Pausenhof. Am Eingang der Schule ist ein großes Eisentor mit einem Pförtner, der die Lehrer und Kinder zu den entsprechenden Zeiten rein und raus lässt. So mussten wir uns an diesem Tor erst einmal anmelden und bis die entsprechende Person gefunden war, die von unserem Kommen wusste, mussten wir mit den Schülern erst einmal vor der Schule warten. Wir waren ziemlich erstaunt über die ungewohnten Mauern um eine Schule herum. Unser Sprachlehrer konnte darüber nur lachen und meinte, die Schulen wären alle so, auch bei ihm wäre das schon so gewesen. Wären da keine Mauern gewesen, wäre er andauern aus der Schule abgehauen. Wie wir weiter erfuhren findet in der von uns besuchten Schule der Unterricht zu drei verschiedenen Tageszeiten statt. Eine Schulzeit beinhaltet den Vormittag, eine weitere Schulzeit den Nachmittag und eine dritte Schulzeit den Abend. Dadurch können eine deutlich größere Anzahl an Schülern unterrichtet werden und in den Abendstunden findet vor allem der Unterricht für Erwachsene statt. Wir durften unser Projekt mit einer 6. Klasse durchführen, die ihre Schulzeit am Nachmittag hatte. Unterstützung hatten wir von der Englischlehrerin, die aber extrem froh war, dass wir einen Sprachlehrer dabeihatten, weil sie selber kaum englisch spricht. Die insgesamt 34 Kinder im Alter von 8 bis 11 Jahren freuten sich riesig über unseren Besuch. Im Vergleich zu unseren Projekten in Afrika hatte hier jedes Kind einen eigenen Stuhl und einen eigenen Tisch und die Lehrerin war gut damit beschäftigt, die Kinder auf ihre Plätze zu bekommen. Insgesamt herrschte in der ganzen Schule ein enormer Lärmpegel, da alle Klassenzimmer weder Fenster noch Türen hatten und alle in den Innenhof rausgingen. Trotzdem hatten alle Kinder Spaß daran unserer Geschichte zuzuhören und wir hofften, dass sie das meiste Verstanden hatten. Völlig ungewohnt und unerwartet für uns war, dass einige Kinder ihre Handys und sogar Tabletts mit im Unterricht hatten und unser Projekt fleißig fotografierten oder gar filmten. Im Vergleich zu unseren Projekten in Afrika waren die Kinder viel offener, zutraulicher und lauter, was im Anschluss die Beantwortung unserer Fragen zur Geschichte des Kleinen Käfer Kribbel anging. So meinten Sie, dass er seine Mutter zuhause fragen würde, warum sie denn so traurig sei. Und Er würde auch seiner Mutter raten, dass sie mal den Käferdoktor besuchen soll. Darüber, ob die Mutter immer noch traurig sei, wenn der Kleine Käfer Kribbel nach Hause kommt, waren sich die Kinder allerdings nicht einig. Manche meinten, sie wäre noch traurig, andere meinten, dass sie so glücklich sei, dass der Kleine Käfer Kribbel wieder zuhause sei. Sie waren sich allerdings dann wiederum alle einig, dass der Kleine Käfer Kribbel der Mutter erzählt, was der Löwe ihm so alles geraten hat. In der Frage, ob der kleine Käfer Kribbel denn darüber glücklich sei zu wissen, dass er nicht der Grund für die Traurigkeit seiner Mutter ist, waren sich wieder alle Kinder einig. Manche Kinder meinten, er würde seiner Mutter die Schatztruhe zeigen, andere wiederum waren der Meinung, er würde sie aufbewahren für Momente, wenn er mal traurig sei. Auf die Frage hin, ob sie denn jemand kennen würden, der immer traurig sei erzählte ein Junge, dass er einen Cousin habe, der immer traurig sei und keine Lust zu spielen habe. Als Grund für die Traurigkeit meinte der Junge, dass sein Cousin in der Schule gemobbt werde. Auf die Frage hin, ob die Kinder denn wissen, wie man einen Doktor nennt, der etwas gegen die Traurigkeit machen kann, kam aus einigen Ecken des Klassenzimmers „Psychologe“ gerufen. Nachdem wir also nochmal mit den Kindern besprochen hatten, dass es für traurige Menschen Möglichkeiten und Hilfestellungen gibt, ging es ans Malen der Bilder. Die Kinder freuten sich zunächst einmal riesig über die Farben, wir wurden umarmt und anschließend wurden alle, von der Lehrerin über den Sprachlehrer und unser Team in das Malen der Bilder miteingebunden. Es entstanden wunderschöne farbenfrohe und kräftig gemalte Bilder. Gegen Ende des Unterrichts bekamen alle Kinder von der Schule eine kleine Tüte mit Essen und Trinken ausgeteilt. Hierzu meinte unser Sprachlehrer, dass dieses Essen oft einer der wichtigsten Gründe ist, warum die Eltern ihre Kinder in die Schule schicken. Dann würden sie wenigstens dort was zu essen bekommen. Nachdem wir von ungefähr jedem Kind einmal umarmt wurden und sie genügend Selfies mit uns „Gringos“ (Weißen) gemacht hatten machten wir uns glücklich aber auch völlig platt auf den Heimweg. Liebsten Dank an unseren Sprachlehrer Gustavo für die tolle Vorbereitung und die tatkräftige Unterstützung!

Projekt Kolumbien
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